Farben haben unsere Vorfahren schon seit dem Beginn der Menschheit fasziniert. Schon früh verspürten sie das Bedürfnis, die ursprünglich naturfarbenen Gegenstände wie Stein, Keramik, Textilien, Papier etc. ganz oder teilweise mit Farben zu schmücken und so aufzuwerten. Individuelle Gestaltungen wurden möglich, man konnte ihnen mit den Farben und Formen eine Symbolkraft verleihen und eine eigene Kultur und Identifikation schaffen.
Neben der durchgängigen Färbung der Stoffe, die seit Hunderten von Jahren in Gebrauch war, gewinnt im 17. und 18. Jahrhundert das Bedrucken der Stoffe mit einem Holzmodel an Bedeutung. Der Handdruck mit hölzernen Druckmodels ist die älteste Art des Stoffdruckens. Beim Blaudruck mit Indigo handelt es sich um eine alte Textildrucktechnik, die sich durch ihre charakteristischen blau-weissen Muster kennzeichnet.
Das Färben von Stoffen mit Indigo (oder anderen natürlichen Farbpigmenten) sowie das Bedrucken der Gewebe sind komplexe Vorgänge, die sowohl aus historischer, künstlerischer, wissenschaftlicher, kultureller, ethnographischer oder anthropologischer Hinsicht betrachtet werden können und noch immer Raum für neue Erkenntnisse und Überraschungen bieten.
Schritt für Schritt lernen Sie, wie aus einem handgewobenen, unbedrucktem Tuch aus 100% Leinen Ihr Blaudruck-Unikat entsteht.
Der Kurs findet in zwei thematischen Teilen statt. Im ersten Kursteil erhalten Sie allgemeine Informationen zum Blaudruck und experimentieren sodann auf Papier mit den unterschiedlichen Sujets der zahlreichen zu Verfügung gestellten Holzmodels – Sie kreieren Gestaltungsvarianten für Ihre Tücher. Danach bedrucken Sie Ihre Tücher anhand der Holzmodels mit der Pappe. Jetzt muss die Pappe trocknen. Deshalb ist ein freier Tag zwischen den beiden thematischen Kursteilen eingelegt.
Im zweiten Kursteil, nach dem freien Tag, wird gemeinsam eine Indigo-Küppe hergestellt. Die mit Pappe bedruckten Tücher werden nun einzeln in die Lauge eingetaucht – ein Vorgang, der zwei- bis dreimal wiederholt werden muss, damit eine schöne blaue Farbe entsteht. Nicht erschrecken: Die Tücher sind gelblich-grün, wenn sie aus der Indigo-Küppe gehoben werden. An der frischen Luft entsteht durch die Oxidation nach und nach die typisch blaue Farbe. Welch mysteriöser und faszinierender Vorgang!
Sie erhalten zwei handgewobene Tücher aus 100% Leinen, die Sie bedrucken und färben und als Ihr fertiges Unikat mit nach Hause nehmen können. Sie können eigene Tücher aus 100% Baumwolle oder Leinen mitbringen und ebenfalls bedrucken und färben.
Für diesen Kurs benötigen Sie keine Vorkenntnisse. Der Kurs ist so konzipiert, dass Sie während der Kursdauer alle Arbeitsschritte unter fachkundiger Anleitung erlernen und selber durchführen können.
Details zu den Blaufärbe-Kursen finden Sie hier
Der Druck der Motive auf den Textilgrund geschieht anhand einer wasserunlöslichen, flüssigen Pappe, die auf die Holzmodel aufgetragen wird. Mit diesen bearbeiten Holzmodel wird sodann der Stoff bedruckt. Dann muss die Pappe trocknen. Beim anschliessenden Färbevorgang in der Indigo-Küppe werden die mit Pappe bedeckten Stoffstellen nicht gefärbt, sie bleiben weiss. Alle anderen Stoffteile werden blau. So entsteht der Negativdruck.
Wir haben für unsere Blaufärbe-Kurse eigene Druckmodels anfertigen lassen. Die Sujets sind eine Referenz an die regionale volkstümliche Symbolik, die die Häuser im Engadin und in der Val Müstair als die bekannten und beliebten Scraffitos schmücken.
Matteo Geringer, der Kursleiter, bringt zudem zahlreiche, teilweise über 100 Jahre alte Models aus seinem grossen Privatsammlung mit. Auch diese können verwendet werden.
Die Auswahl an Sujets und Kombinationsmöglichkeiten ist riesig, man kann seine Kreativität voll entfalten!
Dr. Matteo Gehringer wächst in der Leventina im Tessin auf. Er zieht nach Italien, wo er Kunstgeschichte studiert und promoviert. Nach verschiedenen beruflichen Stationen kehrt er 2012 ins Tessin zurück, um das Haus seiner Grosseltern sowie einen Webstuhl, mehr als 700 alte Holzmodels sowie Rezepturen zum Blaufärben zu erben. Von seiner Grossmutter lernte er schon als Junge das Weben, das Blaufärben und die traditionelle Verarbeitung von Flachs.
Seit Jahren arbeitet Matteo Gehringer als selbständig tätiger Handweber und Blaufärber. Er kultiviert Flachsfelder, verarbeitet die Fasern zu Garn und verwebt es sodann auf den eigenen Webstühlen zu Textilien – dadurch ist er ein profunder und faszinierender Kenner der Materie.
Ein schönes Porträt über ihn finden Sie hier
Kursort
Der Kurs findet in der Chasa Selm des Klosters St. Johann in Müstair statt. Das Val Müstair liegt am östlichsten Zipfel der Schweiz, gut erreichbar über Zernez, mit eindrücklicher Fahrt durch den Schweizer Nationalpark und über den Ofenpass. Das Val Müstair – oder Münstertal – zählt zu den schönsten Tälern Graubündens.
Übernachtung
Im Gästehaus des Klosters St. Johann kann mit Halbpension übernachtet werden. Das Abendessen wird jeweils um 18 Uhr im Hermaninzimmer aus dem 18. Jahrhundert serviert. Es wird eine bekömmliche und gesunde Küche mit biologischem Gemüse und Obst aus dem Klostergarten angeboten. In der Zimmerbuchung einbegriffen ist eine Gästekarte mit gratis ÖV im Val Müstair und ab Zernez. Ebenfalls darin sind Vergünstigungen für rund 70 verschiedene Ferientipps in der Region enthalten.
Anreise
Falls Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, brauchen Sie Ihr SBB-Billett nur bis Zernez zu lösen, von da ab ist die Fahrt mit dem Postauto ins Val Müstair mit der Gästekarte gratis. Sie erhalten kurz vor Ihrer Abreise direkt vom Kloster einen Gästeausweis per E-Mail zugestellt, der Sie für die Gratisfahrten mit dem Postauto in unserer Region während Ihrem ganzen Aufenthalt berechtigt. Das gilt auch für Ihre Heimreise.
Wenn Sie mit dem Privatauto anreisen, können Sie den Gästeausweis trotzdem für Ausflüge in der Region benützen.
Wir reservieren jeweils provisorisch Zimmer für die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer. Die verbindliche Reservation der Übernachtung müssen die Kursteilnehmenden jedoch persönlich tätigen. Kontakt für Übernachtung im Kloster St. Johann 081 851 62 23 oder gaestehaus@kloster-muestair.ch
Rahmenprogramm
Eine 45-minütige Führung durch die Webräume der Tessanda gibt Einblick in die professionelle Arbeit an grossen Webstühlen.
Touristische Angebote
Das Val Müstair ist ein kleines, feines und weitgehend noch unberührtes Tal mit schöner Natur. Das ganze Gemeindegebiet ist ein Biosfera Naturpark.
Informationen für die zahlreichen Möglichkeiten für Erkundigungen und Ausflüge finden Sie hier
Zwischen den beiden thematischen Teilen des Kurses, also nach dem bedrucken der Stoffe mit der Pappe und dem eigentlichen Färben in der Indigo-Küppe, wird ein freier Tag eingeschaltet. Die Pause von rund 40 Stunden erlaubt der Pappe gut zu trocknen.
Nach dem Frühstück haben wir eine Führung im Kloster St. Johann provisorisch reserviert. Das Kloster ist das renommierteste Kulturgut in der Val Müstair, es ist international bekannt und UNESCO Welterbe. Das Klostermuseum mit seinen unzähligen Kulturschätzen kann auch auf eigene Faust erkundet werden. Hier
Nutzen Sie den freien Tag für eine Wanderung oder Erkundigungen in unserem wunderbaren Bergtal, das zugleich ein Naturpark ist (Naturpark Biosfera Val Müstair). Vielfältige Informationen und Anregungen zu weiteren kulturellen Angeboten, zu Wanderungen, Bike-Routen und vielem mehr finden Sie hier
Oder, vielleicht haben Sie Lust auf einen Tagesausflug nach Italien ins angrenzende Südtirol. Meran ist ein weltbekannter Kurort mit mildem Klima. Dort sehen Sie schöne Gärten und Parks. In der schmucken Altstadt mit Laubengängen, Boutiquen und typischen Restaurants lässt es such gut verweilen.
Wir wünschen schon heute viel Vergnügen für die gewählte Aktivität!
Das Ausüben von Kunsthandwerk und Handarbeiten wird in der digitalisierten, technologisierten und immer schnelleren Zeit eine Möglichkeit der kreativen und beruhigenden Auszeit. «Handwerk ist schöpferische Medidation» (sagt der Mystiker An Agni Smidah) und befriedigt die Sehnsucht nach Selbstgemachten.
Handarbeit fördert die Motorik, die Kreativität und das Vorstellungsvermögen. Die Arbeit mit den Händen verbessert die Fähigkeit, Hände und Augen zu koordinieren. Gleichzeitig stärken Arbeiten wie Nähen oder Basteln die Feinmotorik. Das Vorstellungsvermögen wird trainiert, ebenso die Kreativität.
Medizinische Studien zeigen, dass Handarbeiten den Blutdruck senken, das Risiko für Demenz verringern, den Symptomen von Arthritis vorbeugen und von chronischen Schmerzen ablenken können. Maschen zählen, die Hände koordinieren, die Garne fühlen… all das regt das Gehirn an und verbessern die motorischen Fähigkeiten.
Aber auch auf die emotionale und geistige Gesundheit wirken sich Handarbeiten positiv aus. Sie helfen, Stress abzubauen, vermindern sogar Angstzustände und Depressionen. Denn, ähnlich wie beispielsweise Yoga, helfen Handarbeiten beim Entspannen, Konzentrieren und Meditieren.
Etwas für die Seele tun: In Kursen oder im geselligen Kreis von Gleichgesinnten kann die Geselligkeit gepflegt und persönliche Kontakte geknüpft oder vertieft werden. Es sind glückliche Stunden des schöpferischen und friedlichen Beisammenseins.
Aus diesen Gründen setzt sich die Tessanda nicht nur für das Weiterbestehen des traditionellen Kulturguts des Handwebens ein, sondern fördert bewusst auch andere textile Handwerke und schützenswerte Traditionen wie den Bündner Kreuzstich, das Filetsticken oder eben das Blaudrucken.
Machen Sie mit, tun Sie etwas Gutes für sich!