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Medienmitteilung vom 18. September 2023

Ein Neubau für die Handweberei Tessanda

Der Renovationsbedarf an der historischen Tessanda-Liegenschaft und der Platzmangel haben den Stiftungsrat bewogen, das langfristige Fortbestehen und die Weiterentwicklung der Handweberei Tessanda mit einem Neubau zu ermöglichen. In Valchava konnte Bauland erworben werden. Architekt Peter Zumthor wird das Bauvorhaben realisieren.

Die Chasa Tessanda in Sta. Maria stammt aus dem 17. Jahrhundert. Mit Spenden wurde das Gebäude 1958 gekauft und renoviert. Seit 64 Jahren wird es intensiv genutzt. Nebst den üblichen Altersabnützungen und den unzeitgemässen Installationen müssen auch Dach und Grundmauern saniert werden – Arbeiten in Millionen-höhe stehen an. Die Tessanda müsste während der monatelangen Bauarbeiten ihre Produktion einstellen.Dank gutem Geschäftsgang ist die Tessanda in den letzten Jahren gewachsen: Mittlerweile werden rund 17 Mitarbeiterinnen beschäftigt. Mit 27 Webstühlen sind die Produktionsräume restlos ausgelastet, auch die Lager für Rohgarne und Fertigwaren sowie der Verkaufsladen stossen an ihre Kapazitätsgrenzen.

Aufgrund dieser Fakten – Sanierung, notwendige Produktionseinstellung während der Bauarbeiten und die nicht erweiterbaren Nutzungsflächen – hat sich der Stiftungsrat nach sorgfältigen Abklärungen und Abwägungen für einen Neubau entschieden. Einzig diese Lösung lässt zudem die gewünschte strategische Entwicklung mit zu-sätzlichen Angeboten wie beispielsweise Web-Kurse zu, auch wenn kein markanter Ausbau der Geschäftstätigkeit geplant ist. Mangels verfügbaren Baulands in Sta. Maria zieht die Tessanda ins Nachbarsdorf Valchava um.

Den Neubau würden wir gerne mit dem Architekten Peter Zumthor gestalten. Der Kontakt zu ihm ist in den Webräumen der Tessanda entstanden. Seine Verbundenheit zur Val Müstair und zur Tessanda geht auf die Jugendjahre seiner Gattin Annalisa, geb. Cuorad von Susch, zurück. Dass der renommierte Architekt und Pritzker-Preisträger sich bereit erklärt, ein für seine Massstäbe bescheidenes Projekt zu realisieren, ist ein wunderbares Zeugnis seiner Wertschätzung für die Tessanda und für das Handwerk des traditionellen Handwebens. Peter Zumthor sagt: „Der Besuch der Tessanda in St. Maria hat mich beeindruckt. Den geschickten, fachkundigen Weberinnen bei ihrer Arbeit zuzusehen war ein schönes Erlebnis. Gerne würde ich für sie ein Gebäude entwerfen und bauen. Ein Frauenhaus der besonderen Art.“

Die Stiftung Manufactura Tessanda Val Müstair wird die Baukosten nicht alleine tragen können. Gespräche mit potentiellen Geldgebern werden stattfinden. Der Verkauf der aktuellen Tessanda-Liegenschaft wird einen grossen Anteil an die Finanzierung des Neubaus beisteuern. Ziel ist, den neuen Standort zum 100-jährigen Jubiläum der Tessanda im 2028 einzuweihen.

Maya Repele, Präsidentin des Stiftungsrats, freut sich: «Wir sind überzeugt, dass der Neubau eine spannende Weiterentwicklung der Tessanda ermöglicht und für unsere Mitarbeiterinnen und Kundschaft die ideale Lösung ist. Wir sind ebenfalls überzeugt, dass Peter Zumthor ein für die Tessanda, den Ort und das Val Müstair stim-miges Gebäude entwerfen wird. Wir alle können uns auf ein kleines, feines architektonisches Juwel freuen.»

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Architekt Peter Zumthor

Peter Zumthor hat Innenarchitektur und Design an der Kunstgewerbeschule Basel sowie Architektur und Industrial Design am Pratt Institute in New York studiert. Zehn Jahre lang war er bei der Denkmalpflege des Kt. Graubünden tätig. Er war Professor an der Accademia di Architettura der Universität della Svizzera italiana in Mendrisio.

Zahlreiche seiner Bauten gelten als Ikonen der Architektur:  Der Schweizer Pavillon an der Weltausstellung 2000 in Hannover, die Thermen in Vals, das Kunsthaus Bregenz, der Pavillon der Serpentine Gallery in London u.v.m.

Nebst zahlreichen nationalen und internationalen Preisen wurde Peter Zumthor 2009 mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet. 2020 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Chur. Peter Zumthor lebt und arbeitet in Haldenstein bei Chur und führt dort seit 1979 ein eigenes Architekturbüro mit rund 35 Mitarbeitenden.

Peter Zumthor ist mit dem Val Müstair durch seiner Gattin Annalisa, geb. Cuorad von Susch, verbunden. Dass der renommierte Architekt und Pritzker-Preisträger sich bereit erklärt, ein für seine Massstäbe bescheidenes Projekt zu realisieren, ist ein wunderbares Zeugnis seiner Wertschätzung für die Tessanda und für das Handwerk des traditionellen Handwebens.

Peter Zumthor sagt: „Der Besuch der Tessanda in St. Maria hat mich beeindruckt. Den geschickten, fachkundigen Weberinnen bei ihrer Arbeit zuzusehen war ein schönes Erlebnis. Gerne würde ich für sie ein Gebäude entwerfen und bauen. Ein Frauenhaus der besonderen Art.“

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Das Dorf Valchava

Das Dorf Valchava gehört seit der Gemeindefusion 2009 zur Gemeinde Val Müstair. Der Name Valchava bedeutet «tiefes Tal». Mit den rund 200 Einwohnern liegt Valchava an der Kantonsstrasse Via Val Müstair (Umfahrungsstrasse) und verfügt über eine Postautohaltestelle (Strecke Zernez-Malls). Valchava liegt zwischen Sta. Maria und Fuldera.

Ein beliebtes Hotel mit Dorfrestaurant sowie ein sympathischer Dorfladen bieten Einheimischen und Feriengästen ein lokales Produkteangebot. Gut erhaltene traditionelle Häuser, das Talmuseum Chasa Jaura mit seinem Kunst- und Kulturangebot, die denkmalgeschützte reformierte Kirche sowie ein mehrere hundert Jahre alter Kalkofen sind die kulturellen Besonderheiten des kleinen Dorfs. Jährlich findet am ersten Sonntag im Oktober das grosse und beliebte Erntedankfest statt – die «Festa da la racolta Val Müstair».

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Die Bauparzelle in Valchava

Das von der Tessanda erworbene Land liegt an den Kantonsstrassen Via Val Müstair und Bauorcha. Drei Parzellen werden zu einer in L-Form zusammengefügt. Die künftige Zufahrt erfolgt über Bauorcha.

Die Lage ist für die Tessanda ideal: Das Gebäude wird von der Umfahrungsstrasse gut sichtbar sein und die Postautohaltestelle befindet sich in unmittelbarer Nähe. Ein guter und bequemer Zugang zur Tessanda per ÖV oder per Privatvehikel ist sowohl für die Tessanda-Kundschaft als auch für die Mitarbeiterinnen gewährleistet.

Die Parzelle ist auch aus architektonischer Sicht in Lage, Grösse und Form attraktiv.

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Die Chasa Tessanda in Sta. Maria

Das eindrückliche Tessanda-Gebäude auf der Parzelle 1050 stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert und befindet sich an der Hauptstrasse des kleinen Dorfs mit seinen knapp 400 Einwohnenenden. Es ist an der Südfassade an das Nachbargebäude angebaut. Die Hauptfassade ist nach Osten ausgerichtet und wird von der Morgensonne beschienen. Rundum kann man einen schönen Ausblick in die Natur geniessen.

Unsere  Vorfahrinnen konnten 1958 das Gebäude kaufen. In den Folgemonaten wurde es umfassend saniert, um 1959 bezogen zu werden. Seither ist das Untergeschoss renoviert und einzelne Instandhaltungen sind getätigt worden.

Das Gebäude besteht aus einem Untergeschoss mit eigenem Zugang von der Nordseite, dem Erdgeschoss mit dem Haupteingang, zwei Obergeschossen sowie einem unausgebauten Dachgeschoss. Die Grundfläche pro Geschoss beträgt rund 170 m2 (Untergeschoss 184 m2).

Gemäss einer Architekturstudie von 2022 muss die Liegenschaft renoviert und architektonisch auf einen neuen Stand gebracht werden: Böden und Fenster sollen ausgetauscht, das Dach saniert und die Sanitäranlagen modernisiert werden.

In unmittelbarer Nähe und ebenfalls an der Hauptstrasse gelegen besitzt die Tessanda die kleine unbebaute Bauland-Parzelle 1025 (Dorfzone A) und mit einem Garten und drei Kundenparkplätzen. Auf der Nordseite der Chasa Tessanda besitzt sie die Parzelle 2687 (Parkierungszone, nicht auf dem Plan eingezeichnet).

Um den Neubau finanzieren zu können wird die Tessanda die drei Parzellen verkaufen.

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Die Chasa Tessanda im Sommer 1959

Am 5. Juli 1959 weihte die Handweberei Tessanda zusammen mit dem ganzen Dorf und Tal ihr neues Zuhause in Sta. Maria ein – die heutige Tessanda-Liegenschaft!

Ein Jahr zuvor kaufte man nach vielen Beratungen, Zweifeln und schlaflosen Nächten ein ungepflegtes Bauernhaus an der Dorfstrasse. Dieses beherbergte früher eine Pastizaria, eine Zuckerbäckerei. Dank grosszügigen Spenden konnte man es umbauen: Der Stall ergab Webräume, die Treppe wurde von der Süd- auf die Nordseite verlegt und neue Fenster brachten mehr Licht ins Haus.

Das Einrüsten des Hauses glich einer Sensation, denn seit vielen Jahren wurde in Sta. Maria nicht mehr gebaut. Am 15. Juni 1959 waren die Weberinnen dann nicht mehr zu halten. Sie begannen einfach, ihre Webstühle am alten Ort abzubauen und die grossen Zainen mit Waren zu füllen. Es wurde fleissig herangeschleppt, geputzt und eingerichtet.

Mehr als 60 Jahre später wird immer noch in der gleichen Chasa da Tessanda von Hand gewoben. Auf der Strasse hört man das fröhliche Klappern und das deftige Krachen der alten Webstühle. Im Erdgeschoss ist eine neben dem Ladengeschäft eine Schau-Weberei eingerichtet worden. So können die Passanten den Weberinnen über die Schulter blicken und zuschauen, wie das Gewebe dank den flinken Händen und Füssen Schuss um Schuss wächst. Ein Video gibt Einblicke in die unterschiedlichen Arbeitsschritte – vom Zetteln bis in die Näherei.

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Dank

Wir danken der Landverkäufern, den Familien Conradin und Solinger, herzlich für die guten und wohlwollenden Verhandlungen. Ein grosser Dank gilt auch Lucian Oswald von Diala Treuhand für den Hinweis und seine umsichtige Begleitung und Orchestrierung der Gespräche. Urs Padrun hat einen wichtigen Beitrag bei der Definition der neuen Grenzen geleistet und war stets ein kompetenter Berater der Tessanda – herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit. Ein grosser Dank geht auch an Elio Meier vom Bauamt Val Müstair für seine Sachkundigkeit und seine Hilfeleistungen.

Las but not least: Wir danken Peter Zumthor herzlich für seine Wertschätzung und sein Vertrauen in uns.

Stimmen

Zahlreiche Nachrichten sind nach der Bekanntgabe unseres Vorhabens eingegangen. Wir sind gerührt und bedanken uns bei allen sehr herzlich. Eine Auswahl:

Medienberichte

Hier können Sie lesen, was über das Projekt und über die Tessanda allgemein in den Medien geschrieben wird:

Zum Medienspiegel

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